Quelle: www.guedelon.fr
Der historische Rahmen
Um das Abenteuer Guédelon zu gründen, mussten zuerst die historischen und chronologischen Abläufe geklärt werden. Bei Baubeginn schreiben wir das Jahr 1226. Louis IX, der spätere Heilige Ludwig, ist in Reims soeben zum König gekrönt worden. Weil er noch zu jung ist, die Regentschaft anzutreten, vertritt ihn bis 1235 seine Mutter, Blanche von Kastilien.
Die Puisaye ist zu jener Zeit unter Kontrolle des Barons Jean von Toucy. Im Südosten liegt die Grafschaft Auxerre-Nevers unter der Herrschaft von Mahaut von Courtenay und im Norden das den Kapetingern gehörende Gâtinais. Am Vorabend des sechsten Kreuzzugs befindet sich die Puisaye demnach in einer Periode relativer Ruhe.
Der architektonische Rahmen
Weder Ruine noch Spuren davon waren an dem Ort vorhanden wo die zukünftige Burg von Guédelon steht. Sie ist eine reine Neuschöpfung unter Verwendung des durch Philipp II. August eingeführten Architektur-Kanons des 12. und 13. Jahrhunderts.
Philipp II. August, französischer König von 1180 bis 1223, hat innerhalb seines Machtbereichs eine Standardisierung der Festungsarchitektur angestrebt. Die Schlösser Louvre in Paris, Yèvre-le-Châtel im Loiret oder diejenigen im nahen Ratilly und in Druyes-les-Belles-Fontaines (Yonne) sind einige Beispiele dafür.
Die sogenannt philippinischen Burgen weisen folgende Charakteristiken auf: Über rechteckigem Grundriss erheben sich hohe Schildmauern deren unterste Teile oft angeschrägt sind und in einem Trockengraben stehen; zylindrische Ecktürme sind auf verschiedenen Niveaus mit einfachen, wechselständigen Schiessscharten versehen; der Hauptturm ist höher und mächtiger und zwischen den beiden Tortürmen ist ein Châtelet angeordnet.
Zu jener Zeit hatte Philipp II. August mit geschickten Bündnis- und Eheverträgen eine dauerhafte kapetingische Expansionspolitik begonnen, was die Adoption eines französichen statt eines burgundischen Architektur-Vorbilds in diesem Teil der Yonne rechtfertigte.
Der gesellschaftliche Rahmen
Der Lehensmann von Guédelon, Guilbert, könnte als kleiner Junker dem Herrn von Ratilly verpflichtet gewesen sein. Dieser wäre seinerseits Gefolgsmann des Herrn von Perreuse, einem Vasall des Baron de Toucy gewesen.
Guilberts Lehensherr hat ihm soeben die Bewilligung für den Schlossbau erteilt.
Seine relativ bescheidene Stellung in der Feudalhierarchie und seine beschränkten finanziellen Mittel ermöglichen ihm den Bau eines « kleinen » Schlosses - weit entfernt von den Abmessungen der königlichen Schlösser des Louvre in Paris oder von Brie-Comte-Robert im Departement Seine-et-Marne. Im Fall von Guédelon würde man also eher von einem Landsitz sprechen.