2005-02-02 „Wir waren zu lange Erbfeinde"

Rengsdorf: Info-Veranstaltung über die Partnerschaft mit Frankreich - Sprachkenntnisse getestet

Erst einmal wurden die Karten studiert: „Wo liegt das eigentlich, Saint-Pierre-le-Moutier?", wollten die Teilnehmer der Info-Veranstaltung zur Partnerschaft mit der französischen Kommune wissen. Ortsbürgermeister Karlheinz Kleinmann deutete mit dem Zeigefinger in die Mitte Frankreichs. Gelb markiert lag dort der rund 2000 Einwohner starke Ort am äußersten Rand von Burgund nahe Nevers.

Mit dieser ländlichen Gemeinde strebt Rengsdorf eine Partnerschaft an (die RZ berichtete). Die Räte der beiden Orte haben bereits zugestimmt. Nun kommt es darauf an, die Freundschaft mit Leben zu erfüllen. Zu diesem Zweck hatte der Ortsbürgermeister zu einem ersten Treffen ins Rathaus eingeladen. Neben seinen vier Ratskollegen, die mit ihm Saint-Pierre-le-Moutier im letzten Herbst besucht haben, waren 15 Interessierte gekommen. Es wären eigentlich noch mehr Bürger erschienen, erklärte Kleinmann. Doch einige hatten wegen der abendlichen Schnee- und Eisglätte abgesagt.

Den Mitgliedern der verschiedenen Rengsdorfer Vereine wie des Kulturkreises, des DRK, des Möhnenklubs und der Alternativen Sport- und Spielgemeinschaft (ASS) war die Vorfreude ebenso anzumerken wie den Privatleuten. Untereinander wurden schon mal die Französischkenntnisse getestet. Sprachkompetenz stand auch im Vordergrund dieses ersten Treffens.

„Wenn die Franzosen am 20. Mai kommen, wollen wir Gruppen à fünf Personen bilden, von denen eine übersetzen kann", erklärte Karlheinz Kleinmann. An jenem Freitag sollten die Kontakte mit den französischen Vereinen geknüpft werden. Und da ist Hand-und-Fuß-Kommunikation nur bedingt hilfreich. Schnell wurde allerdings klar, dass die Sprachprobleme nicht so schlimm werden würden. Allein in der Runde fanden sich sieben Übersetzer - und Ingrid Kaiser von der Volkshochschule Rengsdorf berichtete, dass ein Teil ihrer Schüler sich schon darauf freuen würde, die Französischkenntnisse auszuprobieren. Außerdem wurden kleine, private Sprachkurse angeboten.

Besonders freute sich der Ortsbürgermeister über die Bereitschaft, die französischen Gäste gleich beim ersten Besuch privat unterzubringen: „Damit habe ich nicht gerechnet. Das ist toll. Allerdings wissen wir noch nicht, wie viele kommen." Diese Eigeninitiative würde auch den Geldbeutel der Kommune schonen. 5000 Euro hat der Gemeinderat in den Verwaltungshaushalt für das deutsch-französische Projekt eingestellt.

Auch ansonsten war großer Einsatz zu erkennen. Rainer Krämer von der ASS erklärte, er werde diesen März beim deutsch-französischen Partnerschaftstreffen des Landessportbundes schon einigen Vereinsvertretern aus Saint-Pierre-le-Moutier begegnen. Außerdem plane er bereits jetzt für 2006 eine Fahrrad-Tour von Rengsdorf nach Burgund - eine Strecke von über 700 Kilometer.

Mit zunehmendem Eifer erzählten Gemeinderatsmitglied Günter Ballmann und seine Kollegen von der zukünftigen Partnerstadt und ihre Reise. Die französische Gemeinde hatte übrigens ähnliche Probleme wie Rengsdorf: Die stark befahrene N7 führte durch den Ort. Doch inzwischen gibt es eine Umgehung. „Die sind weiter als wir", seufzte Kleinmann.

An der Partnerschaft dürfen sich natürlich noch alle Interessenten beteiligen, betonten die Kommunalpolitiker. Dazu müsse man auch nicht aus Rengsdorf kommen. Werner Herrig zum Beispiel ist aus Bürdenbach und war drei Jahre in Kriegsgefangenschaft in Frankreich. Er möchte helfen, die Partnerschaft anzukurbeln, denn er weiß, wie wichtig der freundschaftliche Kontakt zwischen den Nationen ist: „Wir waren viel zu lange Erbfeinde!"

Andreas Gröhbühl

RZ vom 02.02.2005

zurück