Rengsdorf und Saint-Pierre-le-Moûtier besiegelten ihre Verbindung - herzlicher Empfang der Delegation aus Burgund
Herzlichkeit und gegenseitige Sympathie prägten den Empfang der französischen Delegation aus Saint-Pierre-le-Moûtier in Rengsdorf. Am Wochenende besiegelten Vertreter der beiden Kommunen ihre Partnerschaft. Sie waren überzeugt, dass die Verbindung tragen wird. Nun sind die Bürger am Zug.
Es gelingt nicht alles perfekt an diesem Freitagabend. Hier und da stocken die Übersetzer noch, die dem deutsch-französischen Publikum im Saal die Begrüßungsreden begreiflich machen. Und als das regionale Fernsehen Rengsdorfs Ortsbürgermeister Karlheinz Kleinmann und seinen französischen Kollegen Francois Clostre darum bitten, die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde für eine Vorab-Aufnahme zu stellen - da unterläuft dem Rengsdorfer ein Fehler. Er zieht sich die Schärpe mit den deutschen Farben verkehrt herum über. „Schwarz-rot-gold, nicht gold-rot-schwarz, Karlheinz", ist das Gelächter groß.
Das Malheur wird schnell behoben, die Stimmung der etwa 50 Anwesenden im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde steigt. Der Empfang der Delegation aus Saint-Pierre-le-Moûtier hat Charme, trotz kleinerer Unebenheiten. Elf Frauen und Männer sind aus dem 2.100 Einwohner starken Ort nahe Nevers angereist. An diesem Wochenende besiegeln Rengsdorf und die französische Kommune ihre Partnerschaft. Im vergangenen Jahr hat eine Anordnung aus dem Westerwald die Burgunder besucht. Dass dabei die Grundlage für ein freundschaftliches Miteinander geschaffen wurde, ist bereits an diesem Abend spürbar. Als Hildegard Hoffmann schließlich auf dem Akkordeon französische Melodien anstimmt, summen viele der Gäste mit.
Rengsdorf gefällt den Franzosen. Das zeigt sich am Samstagvormittag. Mit einigen Einheimischen und den Übersetzern machen sich die Besucher zur Tour durch die Partnergemeinde auf. „Wie hübsch es hier ist", begeistert sich etwa Marie Radisson für die Westerwälder Landschaft. Das Freibad beeindruckt die Gäste ebenfalls. „Erstaunlich für so eine kleine Gemeinde. Wenn ich daheim schwimmen gehen will, muss ich nach Nevers fahren", berichtet Alice Perraudin.
Landwirt Jens Runkel erläutert den Gästen, wie auf dem Glockenhof Milchwirtschaft betrieben wird. Foto: Colette Brosig |
Die Organisatoren haben zwei Betriebe herausgepickt, die als Beispiel für das Rengsdorfer Gewerbe dienen sollen. Auf dem Glockenhof führt Landwirt Jens Runkel die Besucher durch die Ställe, erklärt, wie seine Familie Milchwirtschaft betreibt. Anschließend lernen die Franzosen die Winkler und Dünnebier Süßwarenmaschinen GmbH kennen. Vertriebsleiter Hermann-Otto Vongeheur erläutert, wie die Maschinen zur Herstellung von Schokolade, Bonbons und Pralinen funktionieren und wie sie gefertigt werden. Nach einem Imbiss in der Grillhütte macht sich die Gruppe dann nach Koblenz auf.
„Man hat den Eindruck, dass es gut tut, hier zu leben", merkt Dominique Marillier an. In Rengsdorf sei alles sehr gepflegt, man achte offenbar auf die Umgebung. Im Gegensatz zu Frankreich könne man hier zudem das gesellschaftliche Leben erahnen. „Bei uns ist eher jeder für sich."
Mit Lob sparen Gäste wie Einheimische auch beim offiziellen Festakt am Abend nicht. „Dieser Tag ist ein ganz besonderer für unsere Gemeinden", betont Francois Clostre. Damit zwischen den Kommunen eine tiefe Freundschaft entstehe, bedürfe es nun vor allem der Mitarbeit der Vereine und Organisationen. Insbesondere auf die Jugend komme es an. Clostre berichtet, dass viele Schüler des Collége von Saint-Pierre, das einer deutschen Realschule entspricht. Kontakte mit Rengsdorfer Jugendlichen knüpfen wollen. Auch den Westerwäldern liege der Austausch der Jugend am herzen, versichert Kleinmann. „Wir werden dieser Partnerschaft mit langem Atem und mit Nachdruck nachgehen", erklärt er in seiner Rede.
Die Urkunden sind unterzeichnet. Der Ortsbürgermeister von Saint-Pierre-le-Moûtier, Francois Clostre, und sein Rengsdorfer Kollege Karlheinz Kleinmann haben die Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden besiegelt. Im Hintergrund applaudieren der vierte Beigeordnete Jacques Thevenet und die erste Beigeordnete Alice Perraudin aus der französischen Kommune. Foto: Rolf Weingarten |
Martine Durand-Krämer, Generalsekretärin des Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz / Burgund, gratuliert den Gemeinden zu ihrem Schritt. Sie erinnert daran, dass Frankreich und Deutschland die Folgen zweier Kriege überwunden haben. Nun liege der Fokus auf Europa: seit 2001 unterstütze der Partnerschaftsverband die Jugendbegegnung zwischen Rheinland-Pfalz, Burgund, der Wojwodschaft Oppeln in Polen und der Region Mittelböhmen in Tschechien.
Ein Austausch zwischen Partnergemeinden bedeute, Klischees zu überwinden, unterstreicht Durand-Krämer. Es mache Freude, den anderen wirklich kennen zu lernen. Die Bundestagsabgeordnete Elke Hoff ruft die Bewohner von Rengsdorf und Saint-Pierre dazu auf, die deutsch-französische Freundschaft in einem wachsenden Europa zu pflegen. Gemeinsam Zukunftsvisionen für die europäische Gemeinschaft zu entwickeln, das müsse Inhalt der Partnerschaft werden, findet auch die rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Renate Pepper.
Francois Clostre ist sicher, dass dies gelingen wird - auch wenn in Saint-Pierre, wie auch in Rengsdorf, erst ein kleiner Kern von Personen in die Partnerschaft eingebunden ist. In der burgundischen Kommune hat sich indes bereits ein Partnerschaftsverband gebildet, der sich um die Verbindung mit Rengsdorf bemühen wird. Die Organisation will der Bevölkerung die Partnerschaft nahe bringen und Ansprechpartner für alle sein, die Kontakte zum Westerwald suchen.
Rainer Krämer von der Alternativen Sport- und Spielgemeinschaft (ASS) Rengsdorf hat bereits einen Ansprechpartner gefunden: Pascal Tisseron, Präsident des Radsportclubs von Saint-Pierre. „Wir planen im kommenden Jahr eine Fahrradtour nach Burgund. Die ersten Anfragen gibt es bereits."
Colette Brosig
RZ vom 26.09.2005
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